Weihnachten einmal anders

bf    Am 24. Dezember feiern viele Familien den Heiligabend im Kreise ihrer Familie oder mit Freunden. Nicht aber Menschen, die alleine sind, weil sie keine Angehörigen mehr haben, diese zu weit weg wohnen oder sie sich aus den unterschiedlichsten Gründen von ihnen abgewandt haben. Seit über 20 Jahren findet für diese Pforzheimer Bürger ein Weihnachtstreffen im Hermann-Maas-Haus der Diakonie statt, dieses Jahr unter dem Motto „Weihnachten unter Freunden wie zuhause“. Dekanin Christiane Quincke hielt eine Andacht, Oberbürgermeister Gert Hager machte eine Ansprache und Lu Thome übernahm mit seiner Gitarre die musikalische Umrahmung.

Die ausgelegten Liedblätter schienen überflüssig, denn viele der Besucher konnten die alten Weihnachtslieder wie selbstverständlich auswendig. „Im Vergleich zu früher hatten wir dieses Mal eine angenehme Ruhe und weniger Hektik im Saal“, weiß Sabine Jost zu berichten. Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werk Pforzheim zeigt sich zufrieden über die erfolgreiche Veranstaltung, zu der bereits im Oktober die Vorplanungen angelaufen sind. „Es herrscht eine tolle Atmosphäre, es finden tolle Gespräche statt und die Einsamkeit ist schnell vergessen.“  Während früher im Saal lange Tischreihen gestellt waren, gibt es nun kleine Sitzgruppen, die von Tischpaten betreut werden. Von den 160 eingedeckten Plätzen sind fast alle besetzt, vierzig Ehrenamtliche – teilweise aus dem Erwerbslosentreff – kümmern sich liebevoll um die Gäste und versorgen sie mit Essen und Getränken. Eine Besucherin – Frau Sänger – wohnt unweit der Pestalozzistraße im Casa Reha und macht dort den Nikolaus oder den Weihnachtsengel und bringt auch heute ein frei vorgetragenes Gedicht zum Besten. Sie ist sehr engagiert, spielt Flöte, Klavier und Mundharmonika und freut sich, mit den Menschen hier zum gemeinsamen Feiern zu treffen.
„Ohne Spenden von Firmen und Privatpersonen könnten wir das Fest nicht so einfach stemmen“, sagt Sabine Jost und zeigt auf viele Umzugskisten, die gefüllt sind mit Papiertaschen, die von den Helfern des Freiwilligen Sozialen Jahres verpackt wurden. Sie sind randvoll gefüllt mit kleinen Leckereien, die man sich sonst nicht leistet, wenn man jeden Cent zweimal umdrehen muss und werden von den Beschenkten gerne angenommen.
Nach dem gemeinsamen Abendessen werden diese Tüten unter anderem von Julie und Lotta verteilt. Ihre Mutter arbeitet bei der Diakonie und ist in diesem Jahr zum ersten Mal als Helferin dabei. „Ich hab meine Töchter gefragt, ob sie helfen möchten und es gab kein langes Zögern“.
Eine weitere Besucherin, die noch nicht so lange in Pforzheim wohnt, zeigt sich glücklich über das Angebot und ist zufrieden, hier Kontakt zu anderen zu finden. Sie hat bisher in der Diakonie nur Gutes erfahren und ist dankbar für dieses kleine Geschenk an Heiligabend, da sie selbst keine Familie mehr hat. Die fehlende Familie ist für viele das Schlimmste, wenn nur noch selten ein Anruf kommt und man die Besuche im Jahr an einer Hand abzählen kann. Und trotzdem verlässt ein Großteil der Gäste lächelnd und zufrieden das Fest, auch wenn sie später alleine zuhause sitzen werden.

 

Die Zehnjährige Lotta verteilt nach dem Abendessen Geschenktüten mit Lebensmitteln und Süßigkeiten an Karin Albrecht und Ursula Brinkmann.