KONZERT: Milow hüpft durch den Klostersommer

Wenn es tatsächlich noch ein paar Geister aus dem späten 11. Jahrhundert in den Mauern des alten Benediktinerkloster in Hirsau gibt, so haben sie derzeit keine ruhige Minute. Beim Calwer Klostersommer geben sich die Weltstars wieder die Klinke in die Hand. Der sympathische belgische Sänger und Liedschreiber Milow schaffte es am Donnerstag, den 1800 Besuchern im fast ausverkauften Klosterhof einen stimmungsvollen Abend zu bescheren. Man merkt ihm an, dass er viel Spaß bei diesem Auftritt hat, was er auch immer wieder betont. Nach dem Auftritt am Abend zuvor war er mit seiner Band die ganze Nacht auf der Autobahn und kam erst am frühen Mittwoch im Nordschwarzwald an. Vielleicht ist er deshalb so ausgeschlafen, wenn er energiegeladen wie ein Gummiball über die Bühne hüpft und das Publikum zum mitspringen animiert. Berührungsängste hat der 35jährige Weltstar keine, so geht er bei einigen Liedern auch vor die Bühne und stellt sich zu den Fans in der ersten Reihe auf die Absperrung. Diese lieben ihn, was man auch bei einem Gang über den Parkplatz vor der Klosterruine sieht. Riesige Entfernungen nehmen seine Anhänger für den Konzertabend in Kauf, für den Mann, der mit dem wohl bekanntesten seiner Titel „Ayo Technology“ mehr Erfolg hatte als der US-amerikanische Ganster-Rapper 50 Cent, der im Jahr 2007 mit Justin Timberlake und Timbaland das Lied herausbrachte. Jonathan Vandenbroeck, wie Milow im richtigen Leben heißt, verzaubert mit seiner unverwechselbaren sanften Stimme nicht nur die Frauenwelt sondern hat an diesem Abend sein komplettes Programm aus den vergangenen Jahren mit dabei.
Bei den Titeln You Don’t Know aus dem Jahr 2007 und Howling at the Moon aus seinem aktuellen Album werden heute keine Sternenregen mehr angezündet sondern unzählige Mobiltelefone lassen den Klosterhof einem Sternenhimmel gleich erscheinen. Das Publikum ist die ganze Zeit mit eingebunden in das Programm, er erzählt immer wieder private Geschichten von seinen Geschwistern, dass sie früher nicht so weit entfernt in Urlaub waren, weil ein Flug mit einer Großfamilie undenkbar war, er aber umso lieber heute unterwegs auf seiner „Modern Heart“-Tour um die Welt reist. Zwischendurch kommen immer wieder einige Sätze in Deutsch, was seine Fans mit Applaus bejubeln. Zu schnell vergehen die zwei Stunden seines Konzerts und erst nach einigen Zugaben ließen seine Anhänger Milow mit seiner Band von der Bühne.